Gemeinschaftspraxis
 

Morbus Crohn -in Arbeit!

Patienteninformation


1. Entstehung  

Die genaue Ursache des M. Crohn ist bis heute nicht geklärt. Es wird vermutet, dass gleichzeitig mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Da M. Crohn vermehrt unter den Familienangehörigen auftritt (etwa 15 Prozent aller Patienten), werden genetische Faktoren als Krankheitsursache diskutiert. Allerdings finden sich bei der überwiegenden Anzahl der Patienten keine Crohn-Kranken in der Familie. 

Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Erkrankung dürften Umwelteinflüsse spielen:

  • M. Crohn tritt mit zunehmendem Wohlstand einer Gesellschaft durchschnittlich häufiger auf.
  • Heutzutage erkranken in der ganzen Welt deutlich mehr Patienten als noch vor 30-50 Jahren.
  • Kinder sind mehr denn je betroffen. 
  • Patienten müssen im Verlauf der Erkrankung früher operiert werden. 
  • Auch in den Ländern, wo M. Crohn früher weitgehend unbekannt war (Osteuropa, China, arabische Länder), müssen immer mehr Patienten behandelt werden.

Letztendlich ist es heute nicht möglich endgültig zu beantworten, warum bestimmte Personen an M. Crohn erkranken und andere nicht.


2. Ausprägungen des M. Crohn

Allgemein bekannt ist, dass M. Crohn alle Darmteile vom Mund bis zum After befallen kann. Meist sind einzelne Darmabschnitte betroffen, während andere Abschnitte vollkommen gesund bleiben. Die Krankheit verläuft in Schüben; Die häufigsten Symptome sind Bauchschmerzen und Durchfälle. Oftmals wird jedoch das individuelle Krankheitsbild außer acht gelassen und es werden standardisierte Verfahren angewendet, um die Beschwerden zu lindern. Heute ist allerdings klar, dass M. Crohn sehr unterschiedlich verlaufen kann und dass
bestimmte Krankheitsbilder auch unterschiedlich behandelt werden müssen.

Typische Symptome sind:

  • Schmerzen im rechten Unterbauch
  • Durchfälle
  • Blutbeimischungen im Stuhl (selten)

3. Therapie: 

Von Kortison, über andere Medikamente, zu verschiedenen Kombinationen aus mehreren Arzneien wird „ausprobiert“. Eine Behandlung mit den Antikörpern „Remicade“ und „Humira“ ist ebenfalls nur in wenigen Fällen ratsam.  

Die Vermeidung einer Operation ist daher nicht immer ratsam und eine pauschale Herangehensweise daher nicht empfehlenswert. Das individuelle Krankheitsbild muss erforscht werden.

Am Anfang der Erkrankung sind die Beschwerden relativ mild ausgeprägt und können gut mit Kortison behandelt werden. Entwickeln sich jedoch an der betroffenen Stelle Engstellen(Stenosen) oder treten Darmfisteln auf, muss operativ behandelt werden.  


Für diese Patienten sind vor allem Koliken sehr typisch. Plötzlich auftretende, krampfartige

Schmerzen im Bauchraum sind häufige Anzeichen sowie ein Verstopfungsgefühl.












Treten die Koliken selten und in leichter Form auf, ist das gesamte Krankheitsbild relativ gut

erträglich. Dauern die Koliken länger an oder sind sie besonders intensiv, so müssen

Medikamente eingesetzt werden. Das Ziel der Behandlung ist eine dauerhafte

Beschwerdefreiheit.


Um die Engstelle im Darm zu beseitigen, werden folgende Methoden angewendet:


  • Ballondilatation

Im Rahmen einer Darmspiegelung wird ein aufblasbarer Ballon in die Engstelle eingeführt und mit Druck erweitert.  


  • Strikturoplastik

Dies ist eine Operationsmethode, bei der die verengte Stelle nicht rausgeschnitten, sondern mit einem speziellen Verfahren erweitert wird (Abb. 3).  


  • Entfernung der verengten Darmstellen

Hier wird die sog. „Ileozäkalresektion“ verwendet. Dabei wird der Dünn-/Dickdarmübergang entfernt und die davor und dahinter liegenden Darmabschnitte werden wieder zusammengenäht.  


Patienten mit Fisteln und Abszessen im letzten Stück des Dünndarms (s. Abb. 4)


Die meisten Operationen bei Patienten mit M. Crohn werden wegen Fisteln und/oder

Abszessen im Endstück des Dünndarms durchgeführt.  


Eine Fistel ist „ein Durchbruch“ oder „Loch“ im Darm. Der Stuhl und die Bakterien verlassen den

Darm und verursachen eine starke Entzündung im Bauch. Da dieser Prozess sich langsam

entwickelt, kann die Fistel von den Nachbarorganen im Bauch noch rechtzeitig abgedeckt

werden, so dass der Stuhl nicht frei herausfließen kann. Die Entzündung bleibt somit auf den

rechten Unterbauch reduziert. Die Nachbarorgane verkleben mit einander, es bilden sich

Konglomerate. Bei einer Eiterbildung spricht man von einem „Abszess“. Wenn die Entzündung

in ein benachbartes Organ eindringt, wird von einer „Fistel“ gesprochen.  




Im Gegensatz zu den Patienten mit reinen Engstellen im letzten Stück Dünndarm, sind hier die

Beschwerden heftiger und verschlechtern den allgemeinen Gesundheitszustand tiefgreifend

und dauerhaft.  


Symptome sind

  • Schmerzen im rechten Unterbauch

  • Gewichtsverlust

  • Allgemeines Krankheitsgefühl

  • Deutlich erhöhte Entzündungswerte

  • Durchfälle und Koliken (selten)

  • Druckschmerz im rechten Unterbauch


Bildet sich im Dünndarm eine Fistel, sollte auf lange Sicht der Dünn-/Dickdarmübergang

entfernt werden, um die Fistel dauerhaft zu entfernen („Ileozäkalresektion“).  


Die genannte Strategie ist ausschließlich in dieser Patientengruppe so wirksam. Es zeigt sich,

wie wichtig es ist, dass der behandelnde Chirurge nicht nur „gut operieren“ kann, sondern sich

mit den Besonderheiten verschiedener Krankheitsbilder des M. Crohn auskennt.



b) M. Crohn des Dickdarms  

Die Unterschiede zwischen M. Crohn des Dickdarms und des M. Crohn des Dünn-

/Dickdarmüberganges sind so erheblich, dass es bisweilen schwer fällt, beide Zustände mit dem

gleichen Namen „M. Crohn“ zu versehen. Oft sind die Ähnlichkeiten zu der anderen chronischen

entzündlichen Darmerkrankung „Colitis ulcerosa“ viel größer. Bei Patienten mit Dickdarm-

Crohn sind die Durchfälle mit Blut- und Schleimbeimischung typisch, was bei den vorher

erörterten Gruppen nicht der Fall ist. Die Durchfälle können sehr oft auftreten, die

Stuhlportionen sind klein und oft von einem quälenden Stuhldrang begleitet. Blutarmut

(“Anämie“) und eine Beeinträchtigung des allgemeinen Gesundheitszustandes sind häufige

Begleiterscheinungen. Analfisteln treten hier deutlich häufiger auf und sind schwerer zu

behandeln.  



Im Gegensatz zu dem M. Crohn des letzten Dünndarmstückes, kann hier nicht behauptet

werden, dass Engstellen und Fistelbildung automatische Gründe für die Operationen sind. Im

Dickdarm können sich die Fisteln dauerhaft schließen, die Engstellen sind für den flüssigen

Stuhl oft sehr lange noch gut durchgängig. Operiert wird hier vor allem, wenn die Medikamente

keine dauerhafte Linderung bringen, insgesamt werden jedoch weniger Patienten mit Dick- als

mit Dünndarm-Crohn operiert.  

Auch steigt mit der Dauer der Entzündung im Dickdarm das Krebsrisiko (> 10 Jahre). Bei

betroffenen Personen sollte deswegen alle zwei Jahre eine Darmspiegelung durchgeführt

werden.


c) M. Crohn des Dickdarms und Dünndarms

Dies ist die schwerste Form des M. Crohn. Oft sind gleich mehrere Abschnitte des Dünndarms

(nicht bloß des Überganges) und des Dickdarms betroffen, auch die Anafisteln treten hier

besonders häufig auf und sind schwer zu behandeln.  



3. Stoma bei Patienten mit M. Crohn

Es muss zunächst festgestellt werden, welches Krankheitsbild im Einzelfall vorherrscht, um das

„Instrument-Stoma“ richtig einzusetzen:


a) Patienten mit M. Crohn des Dünn-/Dickdarmüberganges

Wie bereits oben erwähnt, ist die Stomaanlage für diese Patientengruppe ein äußerst effektives

Instrument der Komplikationsvermeidung und –behandlung. Ein dauerhaftes Leben mit Stoma

ist hier nur sehr selten erforderlich, eine schnelle und sichere Rückverlagerung meistens

möglich.  


b) Patienten mit M. Crohn des Dickdarms

Die Stomaanlage spielt hier eine kleinere Rolle in der Prophylaxe und in der Behandlung der

Beschwerden. Bei Patienten mit sehr langstreckigem Dickdarmbefall und besonders bei

gleichzeitig auftretenden Afterfisteln, ist eine (fast) komplette Dickdarmentfernung eine

wirksame Methode zur Linderung der Beschwerden.  

c) Patienten mit Analfisteln

Patienten mit M. Crohn, der die Afterregion befällt, benötigen besonders häufig eine

Stomaanlage. Jedoch können die Fisteln durch die Stomaanlage allein nicht verheilen, sondern

trocknen lediglich für die Zeit des Stomatragens aus.  


Ein Stoma bei Patienten mit Analfisteln kann vor allem dann notwendig werden, wenn

gleichzeitig der Dickdarm schwer befallen ist. Das Tragen eines Stomas kann dem Patienten

enorme Lebensqualität zurückgeben, denn ein nicht beherrschbarer M. Crohn führt zu deutlich

mehr gesundheitlichen, beruflichen und privaten Problemen als das Tragen des Stomas bei

guter Gesundheit.